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Blautopf-Schule wird Gemeinschaftsschule

Erscheinungsdatum: 14.02.2014, Copyright Das Blaumännle

Blaubeuren bekommt die Gemeinschaftsschule

Die Blaubeurer Blautopf-Schule wird Gemeinschaftsschule. Das hat am Montag Kultusminister Andreas Stoch in Stuttgart bekannt gegeben. Die Freude bei Bürgermeister Jörg Seibold und Schulleiter Thomas Hilsenbeck ist groß. von THOMAS SPANHEL

Blaubeuren bekommt eine Gemeinschaftsschule. Was sagen Sie zu dieser Entscheidung des Kultusministers?
JÖRG SEIBOLD: Wir freuen uns sehr, dass der Weg, den wir eingeschlagen haben, ein positives Ergebnis hervorgebracht hat. Damit bekommt Blaubeuren eine sehr gute Chance, sein Bildungsangebot zu erweitern. Die Entscheidung bestätigt auch die Qualität der Vorbereitung durch die Blautopf-Schule. Zudem wird in Blaubeuren die erste Gemeinschaftsschule stehen, die im Schuljahr 2017/18 in eine komplett neue Schule ziehen kann.
THOMAS HILSENBECK: Wir an der Blautopf-Schule freuen uns sehr, dass die positive Rückmeldung zu unserem inhaltlichen Konzept, die bereits bei der Visitation durch das Schulamt ausgesprochen wurde nun offiziell Anerkennung gefunden hat. Die Chance, unsere Schule inhaltlich und baulich völlig neu zu gestalten ist einmalig und motiviert uns sehr.
Bis 2017 die neue Schule steht, dauert es aber noch gut drei Jahre.
SEIBOLD: Der Knackpunkt ist: Wir starten mit einer völlig neuen Schule, einem neuen Konzept und auch einer ganz anderen Haltung - zunächst im alten Schulgebäude. Aber wir können den Eltern die Sorgen nehmen. Die Gemeinschaftsschule funktioniert erst einmal auch gut in dem Bau, der da ist.
HILSENBECK: Gemeinderat und Stadtverwaltung haben uns toll unterstützt, so dass wir anfangs auch im alten Schulgebäude sehr gute Startbedingungen haben. Wir haben jetzt schon ein Lernbüro, das eine wichtige Säule im Konzept für die Gemeinschaftsschule darstellt. Außerdem gibt es die nötigen Räumlichkeiten für unseren Projekt- und Werkstattunterricht, etwa naturwissenschaftliche Fachräume oder Zimmer für Gruppenarbeiten.
Worin sehen Sie die großen Vorteile der Gemeinschaftsschule für Eltern und Schüler?
HILSENBECK: Vorteil ist ganz klar, dass wir strukturell auf die Unterschiedlichkeit der Kinder und deren Einzigartigkeit ausgerichtet sind. Wir können auf jedes Kind mit seinen Besonderheiten individuell eingehen. Im Fokus stehen die tatsächlichen Kompetenzen der Kinder und deren Entwicklung. Noten und Sitzenbleiben helfen da nicht weiter. Wir haben als Ganztagsschule den ganzen Tag Zeit, gemeinsam mit den Kindern zu lernen und zu leben, Hausaufgaben werden so überflüssig. Um 15.30 Uhr haben unsere Schüler Feierabend. Schule kann sozusagen in der Schule bleiben, was nicht zuletzt auch dem Familienfrieden zuträglich sein kann. Unsere Jungs und Mädels haben Zeit für Familie, Freunde, Hobbies und Zeit, Kind zu sein.
Wie werden Schüler ohne Noten zum Lernen gebracht?
HILSENBECK: Indem wir ihnen zeigen, was man alles können kann - Kinder wollen nämlich lernen! Unsere Schüler und Eltern haben in den Fächern die gesamte Landkarte für ihr Lernen transparent vor Augen. Wenn ich als Schüler weiß, wo ich stehe und wo ich selbst hin möchte, dann marschiere ich auch motiviert selbst los. Wenn ich das nicht weiß, stehe ich im Nebel und muss mich ziehen oder schieben lassen. Schüler, Eltern und Lehrer haben über unsere Kompetenzraster und die Lernagenda erprobte Instrumente, die Orientierung schaffen. Unsere Lehrer und ausgebildeten Lerncoaches wissen, worauf es ankommt. Sie werden Eltern und Schülern auf den individuellen Wegen Rückmeldungen geben. Was es nicht mehr geben wird, ist ein "Abtauchen" im Klassenverband.
Trotzdem bestehen Bedenken, dass die Kinder nicht genügend gefördert werden.
HILSENBECK: Es braucht sich niemand Sorgen machen, dass wir Kinder auf höherem Niveau nicht gefördert bekommen. Wir haben schon jetzt in den einzelnen Fachbereichen eine hohe Fachlichkeit im Kollegium. Die Blautopf-Schule führt ihre Schüler seit Jahren zur mittleren Reife, sie sind jetzt schon anschlussfähig für gymnasiale Bildungsangebote.
Aber Ihre Lehrer haben kein Fachstudium wie Lehrer an Gymnasien.
HILSENBECK: Na ja, die Studiengänge sind unterschiedlich, das ist schon richtig, man darf sie aber nicht gegeneinander ausspielen, auch die pure Fachlichkeit kann ihr Ziel verfehlen. An Gemeinschaftsschulen unterrichten Lehrer aller Schularten, das ist für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation. Auch an der Blautopf-Schule wird dies so kommen, zunächst sicher hinsichtlich der zweiten Fremdsprache ab Klassenstufe 6. Ein weiterer Vorteil: Als Gemeinschaftsschule können wir unsere offenen Lehrerstellen gezielt ausschreiben und Bewerber selbst auswählen.
Herr Seibold, die Stadt pumpt neun Millionen Euro in den Schulneubau. Manche sagen, das hätte man günstiger haben können, wenn Realschule und Werkrealschule zusammen gegangen wären.
SEIBOLD: Das wäre eine Möglichkeit gewesen, aber man kann nur gestalten, was möglich ist. Und die Realschule wollte ihre Eigenständigkeit bewahren. Ich halte viel von Kooperation, wenig von Zwang. Grundsätzlich halte ich es für eine Stärke, dass wir künftig Realschule und Gemeinschaftsschule anbieten können. Wir machen auch die Realschule fit für die Zukunft - durch den Ausbau zur Ganztagsschule. Das ist das Geld wert. Nach dem Regierungswechsel 2011 war klar, dass wir an das inhaltliche Schulkonzept denken müssen. Wir können froh sein, dass wir die Werkrealschule noch nicht saniert hatten. Jetzt werden wir das neue Schulgebäude auf die Bedürfnisse der Gemeinschaftsschule abstimmen.
Wäre ein Neubau direkt an der Realschule nicht günstiger geworden?
SEIBOLD: Ich halte den Standort am Gymnasium für besser und günstiger. Das hat sich auch beim Abwägen der sieben Varianten für den Schulhausneubau ergeben, die wir mit Eltern, Schulen und Gemeinderat diskutiert haben.
Und wenn langfristig aufgrund von gesetzlichen Vorgaben Realschulen in Gemeinschaftsschulen aufgehen?
SEIBOLD: Dann werden wir in der Lage sein, etwa über Kooperationen kostensparend darauf zu reagieren. Da ist vieles denkbar. In unseren Gesprächen mit dem Schulamt wurde klar, dass eine gute Zusammenarbeit in getrennt liegenden Schulstandorten möglich ist.
Die Situation ist kaum absehbar.
SEIBOLD: Ja. Am Ende wird sich erst durch die Entscheidung der Schüler und Eltern zeigen, wie sich die Schullandschaft weiter entwickelt: Sie können jetzt mit den Füßen abstimmen. Aber ich bin optimistisch, was die Zukunft des Standorts Blaubeuren betrifft.

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